Ultimo aggiornamento: 13 May 2021
Scheda a cura di: Stanchev K.
Gegenstand dieser 1985 von der Fakultät der Abteilung für Geschichtswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum angenommenen Dissertation (Betreuung durch F. Seibt) ist der Traktat »Malogranatum« (»Der Granatapfel«) eines anonymen Autors des 14. Jahrhunderts. Von der Verbreitung des in Böhmen entstandenen Werkes zeugen die erhaltenen Hss., deren Zahl M. G. von 83 bisher bekannten auf 150 ergänzt hat (Auflistung der Hss. S. 121—136). Da eine kritische Ausgabe bis jetzt noch fehlt — die Monographie versteht sich auch als Anregung zu einer solchen —, stützt sich die Interpretation auf den jüngsten Druck (eine Kölner Inkunabel von 1487) und auf die älteste vollständige Hs. (Manuskript UB Prag VII D 16, 1385; Transkription der Tabula im Anhang).ln den einleitenden Abschnitten gibt M.G. einen detaillierten Überblick über Forschungslage, literarkritische Fragen und Wirkungsgeschichte des »M.«. Der 1. Abschnitt des Hauptteils ist der sozio-kulturellen und besonders der religiösen Situation Böhmens im 14. Jh. gewidmet. Daß diese Zeit von vielfältigen Refbrmbestrebungen gekennzeichnet ist, zeigt M.G. an der Rolle des Prager Episkopats, der Universität und Reichskanzlei, an den Zielsetzungen bestimmter Orden, einzelner Theologen und einer volkspastoralen Frömmigkeitsbewegung.Vor diesem Hintergrund muß das »M.« gesehen werden, mit dessen Interpretation sich der 2. Abschnitt der Monographie befaßt. Der Traktat in Dialogform, geschrieben im Zisterzienserkloster Königsaal in der 1. Hälfte des 14. Jh., spiegelt das religiöse Ideal der »Re-formatio«, der Heiligung des einzelnen Menschen; er will eine Anleitung zum spirituellen Leben jedes Christen bieten. Die Bedeutung der Kirche tritt dagegen zurück, obwohl die Eucharistie hochgeschätzt und der häufige Kommunionempfang empfohlen wird. Einfühlsam stellt M.G. die strukturbildenden Elemente des »M.« heraus (Kernbegriff »devotio«; Drei-Status-Weg), wobei er auch auf die Quellen (Gregor d.G r., Augustinus, Bernhard) ausführlich eingeht und erstmals den Einfluß Bonaventuras, des Hugo v. Straßburg und Heinrich Seuses nachweist. orgfältige Auswertung der Sekundärliteratur (etwas mehr Präzision im Literaturverzeichnis wäre allerdings wünschenswert) und ausgewogene Interpretation des Textes lassen diese Arbeit zu einer bereichernden Lektüre werden, zumal die Informationsfülle durch eine klare Gliederung gebändigt dargeboten wird.Ein Personenregister erleichtert überdies die Erschließung.
https://mthz.ub.uni-muenchen.de/MThZ/article/view/1988H2S149-150/5078
A cura di Schlosser, M.
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